Reviews

 

  

 

 

Silver Dolls / Umami EP 2017 Vinyl:

 

Split-Vinyl – der ultimative Coolness-Beweis in der Szene! Auch die SILVERDOLLS und UMAMI haben sich aufgemacht, etwas für die Credibility zu tun, und das Experiment ist geglückt. UMAMI überraschen in ihren vier Songs mit einem herrlich-antiquierten Achtziger-Punk-Sound, irgendwo zwischen VIOLENT FEMMES, alten REM und WIPERS.

Für SONIC YOUTH-Fans ist da auch noch etwas Steve Shelly-Schlagzeugspiel übrig. „Exit wounds“ eröffnet die SILVERDOLLS-Seite mit einer hibbeligen Bass-Schlagzeug-Kombination. Mit frickeligen Gitarren geht es weiter, wobei „Mission aborted, left behind“ mit einem überraschen geradlinigen Punkrock-Einschub aufwartet.

Es gibt FUGAZI- („Senile hype“) und SONIC YOUTH-Referenzen („Strong currents in a bathtub“) und am Ende das Gefühl, dass Split-LPs doch ganz gut sind.

(Ox-Fanzine, Michael Schramm)

Rating:  8/10

 

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 Silver Dolls / Umami EP 2017 Vinyl:

 

Eine coole Sache für 'kleinere' Bands ohne Plattenvertrag war immer schon, Split-LPs oder -Singles herauszubringen, denn so eine Aktion hat gleich mehrere Vorteile für alle Beteiligten. Zum einen ist es nicht so schlimm, falls man eventuell (noch) nicht genügend Material für ein komplettes Album zur Verfügung haben sollte und zum zweiten kann man sich die Kosten für die Herstellung der schwarzen Scheiben teilen. In dem hier vorliegenden Fall haben wir es mit den beiden Bands Silver Dolls sowie Umami zu tun, die ihre Songs auf jeweils einer Plattenseite präsentieren.

Die Silver Dolls kommen aus dem schönen Bayern und beginnen ihre Seite dieses Vinyls mit komplexen und scheinbar entgegen gesetzten statt im gleichen Takt zu spielenden Instrumenten. Der Gesang wechselt zwischen clean und aggressiv-psychopathisch, was das Gesamt-Konstrukt noch interessanter macht. Dabei macht die Band auch vor Noise-Attacken nicht halt und wer seine Musik lieber gediegen und beruhigend mag, ist bei den Silver Dolls ganz sicher an der falschen Adresse. Sehr treibend und fordernd rockt dann auch "Spinning On Repeat", während "Senile Hype" im Vergleich zu den anderen Tracks fast schon gemäßigt daher kommt. Zum Abschluss verbreitet "Strong Currents In A Bathtub" anfänglich erstmal bedrohliche Sound-Landschaften, bevor das Tempo dann doch wieder deutlich anzieht und auch diese Nummer nach Hause gerockt wird. Ganz sicher kein 'leichter' Stoff, dafür aber hochinteressant.

Die Regensburger Band Umami fährt dagegen einen pop/rockigen Independent-Stil auf, der vor allem durch locker flockige Rhythmus-Gitarren und eine kräftige Rhythmus-Abteilung dominiert wird. Der Gesang hätte für meinen Geschmack einen Tick weiter in den Vordergrund gemixt werden können, aber solche Dinge liegen ja wie immer im Auge des Betrachters bzw. im Ohr des jeweiligen Hörers. Auf jeden Fall behält die Musik durch ihren Sound einen gewissen Alternative- bzw. Garage-Sound. Da wird auch schon mal auf der Gitarre (im positiven Sinn) geschrammelt und geschrubbt, ohne die jeweiligen Tracks zu hart ausfallen zu lassen. Mal rockiger und mal etwas poppiger, aber nie glattgebügelt oder zu nahe am Mainstream angelegt vergehen die hier vorgestellten knapp 14 Minuten wie im Flug und machen durchaus Lust, Umami auch mal live auf der Bühne zu erleben.

Letzten Endes eine feine Sache für die Freunde des Alternative Rock und Pop sowie eine richtig gute Gelegenheit, mal zwei bundesweit noch nicht so bekannte Bands auf einen Schlag kennen zu lernen. 

(http://www.wp.rocktimes.de/silver-dolls-umami-silver-dolls-umami-split-lp-review/, Markus Kerren)

  

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Cassette Review: Silver Dolls / Umami Split EP 2017

 

The latest cassette from Silver Dolls comes as a split with Umami.  I have not heard of Umami before this release, but if they are doing a split with Silver Dolls I assume that they are going to be good.    To me, this is one of those prime examples of if you have an EP worth of songs and someone else you know has an EP worth of songs why not put them together and make a split cassette?  You can discover more artists you didn't know that way and just all around you get more music. 

 

The music of Silver Dolls is rock and it rocks.   There is a little bit of screaming, aggression, but it doesn't really leave that rock base.  I like to think that it moves fast like that Kings of Leon song about the sex being on fire.   It's driving, but it also reminds me of At-The-Drive-In.    Through starts and stops it can also become heavier but still in that rock genre.   After singing about being a spaceman the music grows faster like punk.   It somehow becomes more like Rush.  There are electronics and sing along gritty rock n roll.  In many ways, it also can remind me of Trail of Dead.

 

On the flip side we have Umami who right away reminds me of Nada Surf.   Their music is fast paced but not completely punk.   It has a feel to it like Campground Effect, which makes me of course also think of Nirvana.   It could be from that MPLS surge with Replacements or even just thought of as a lighter version of Cloud Nothings.   The thing is, I love this music because it's rock at its heart, you know, but at the same time it just has this energy that it feels like so many bands forgot they could have.

 

If you've still not heard Silver Dolls, this should be your chance at listening to their music which will likely remind you of some band that you heard once before, maybe even on the radio, but maybe you can't quite place their name or what song it was that you heard exactly.   That's fine because Silver Dolls really doesn't sound like that band anyway-- they take it a step above that and remind us that rock n roll can actually be dangerous still.

 

At the same time, if you've heard the Silver Dolls before (good on you) then you're in for a treat with Umami, if you haven't heard them before.   Though they are only really connected by the same element of rock music, what surprises me most about this cassette is how both of these bands can take this idea of rock music and create something new with it.   Silver Dolls, for example, could be thought of a rock n roll band with a hardcore edge but, you know, not in a traditional hardcore way.   Umami could be thought of as a rock n roll band with a punk edge but, you know, not in a traditional punk way.   What's not to love about breaking tradition?

(by Joshua Macala – Raised by Gypsies)

 

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Silver Dolls - ST

Urbanität auf niederbayerisch

Deggendorf, Niederbayern. Nicht gerade der Ort an dem man Urbanität vermutet. Um ehrlich zu sein, es gibt sie dort nicht. Nichts, aber auch wirklich nichts, deutet in diesem Nest auf eine Platte hin wie Silver Dolls’ zweite Selbstbetitelte. Denn die geriert sich durch und durch urban, was durchaus überraschend ist, aber daran liegen könnte, dass musikalische Entwicklungen, die sich New York oder London abspielen in Niederbayern erst ca. 30 Jahre später ankommen. Das wäre eine Erklärung. Eine andere wäre, dass sich mangels Szenebildung DIY-Musik an der freifließenden Donau vor allem auf die Vinlyscheiben aus den Underground-Zentren dieser Welt verlassen muss. Wir sind wohlgemerkt im Jahr 2014, aber auf den Plattentellern rotieren Sonic Youth, Dinosaur Jr., Joy Division oder vielleicht auch (die frühen) Devo. Hier stöpseln die Silver Dolls ihre Gitarren in zahlreiche Effektpedale ein.

Sie sind aus der Verwurzelung im Punk mit ihren ersten Album in Richtung Rock’n’Roll abgebogen und nehmen nun die Kurve zunehmend gen Post-Punk, New Wave, Indie und/oder Noise. Irgendwo auf diesem Feld bewegen sich die vier Deggendorfer, ohne dabei Ausflüge in andere, wenngleich stets artverwandte, Gebiete zu scheuen. Was Genre und Genregrenzen anbelangt, zeigen sich die Silver Dolls vielseitig und informiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und steckt den etwas garstigen Vorgänger locker in Tasche. Die Songs sind im Schnitt länger und insgesamt durchdachter, verkopfter und kompletter. Der Sound gründlicher und dynamischer. In all dem zeigt sich auch die eingangs angesprochene Urbanität. Diese ist nicht nur klangliches Grundmotiv. Der beste Song, This Town und der zehnminütige Abschlussbrocken, Town By The River, tragen sie gar allzu offensichtlich im Namen. Es ist niederbayerische Provinz, aber die Klänge sind aus den siffigen Kellerclubs der Metropolen der 70er und 80er. Dass die eigene Kellervergangenheit in der Deggenauer Azetti-Kartoffelfabrik nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst.

Es sind die Wechselspiele aus Schroffheit, prägnanter Rhythmik und nicht bloß zum Selbstzweck ausufernder Soundtüftelei, die zur Güte dieser Platte entscheidend beitragen. Kein Song bringt das besser zur Geltung wie erwähntes This Town. Mit stockend-treibender Taktung bringt die Rhythmusfraktion eine fies monoton-dissonante Riffstruktur in Stellung, in der sich allerlei Auf- und Abfahrten, kalkulierter Krach und Geräuschfetzen tummeln. Dieses Rezept funktioniert überall ziemlich gut, hier aber besonders. Anti-Action, das überdies einen catchigen Refrain bereithält und Retrospective wären an dieser Stelle ebenfalls hervorzuheben. Town By The River lässt zu guter Letzt minutenlange Distortion-Spielereien und übersteuerndes Krachgewusel vom Stapel. Kann man machen, solange Kriss und Johannes aus dem Gedudel nicht ganze Platten schustern. Übrigens versteckt sich ganz am Ende noch eine kleine, zarte Melodie, die fast an die Märchenkompositionen eines Karel Svoboda erinnert.

Dass sich auf der Platte der Gesang krass neben der Spur bewegt, könnte man den Silver Dolls aus wohlwollend-experimentellen Gründen nicht übel nehmen, aus Gründen der Ästhetik sollte man es dennoch. Das hat selbst die dissonanteste Experimantalplatte nicht verdient. Das ist der Wermutstropfen, den man über die gesamte Spielzeit dieses wirklich guten Albums in Kauf nehmen muss. Aber seien wir doch mal ehrlich: Keine Stadt ist perfekt, selbst Deggendorf nicht.
Rating: 7/10
(Martin Oswald)

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SILVER DOLLS
s/t 2014

(bc) Hier weiß jemand ganz genau, wie man Plattenjunkies glücklich macht: Mit dem weiß/mint-marmorierten Vinyl und dem schweren Siebdruck-Cover legen die SILVER DOLLS eine regelrechte Liebeserklärung an das LP-Format vor und sammeln bei mir bereits vor dem ersten Ton fleißig Pluspunkte. Und auch musikalisch liefert die Truppe aus dem niederbayerischen Deggendorf hier alles andere als ein liebloses Massenprodukt ab. Ihre Mischung aus Indie und Post-Rock klingt auf sympathische Weise verschroben, was nicht nur auf den recht eigenwilligen Gesang, sondern vor allem auch die unkonventionellen Songstrukturen zurückzuführen ist. Die Gitarren verspielt, der Rhythmus vertrackt und der Stil zeitlos - das sind einige Stichworte, die man verwenden könnte, wenn man die Musik der SILVER DOLLS zumindest ansatzweise umschreiben möchte. Generell weiß man beim Hören der sieben Lieder nie, was einen als nächstes erwartet: Von hypnotischen Gitarren-Teppichen ("This town") über einen klassischen Punk-Refrain ("Anti-Action") bis hin zum zweieinhalbminütigen Soundscape-Intermezzo ("Town by the river") ist hier alles möglich. Irgendwie cool, wenngleich es einer gewissen nerdigen Veranlagung bedarf, um dieses Album in all seinen Facetten würdigen zu können.
(Blueprint Fanzine)

 

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Silver Dolls

s/t 2014

 

Ein schickes Cover, ein Poster und ein Umsonst-Download. Auf den ersten Blick macht das selbstbetitelte SILVERDOLLS-Album schon mal eine Menge richtig. Las ich in einem alten Ox-Review, die vier Deggendorfer würden„Dirty Ass Rock’n’Roll“ machen, so findet sich auf dem vierten Album stattdessen durchaus vertrackter Indie-Noise.

Und damit ist auch der zweite Blick durchaus lohnenswert. Neben SONIC-YOUTH-Gitarren gibt es ein herrlich hektisches Schlagzeug und gelegentliche Krachausbrüche. Klingt sehr schön ungewöhnlich!

Michael Schramm

(7 von 10 Sternen)

© by Ox-Fanzine / Ausgabe #114 (Juni/Juli 2014

 

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Silver Dolls

s/t 2011

Rockiger Garagen-Indie-Post-Punk aus der bayrischen Provinz. Das ist erfreulich DIY und überraschend gelungen. Vertrackte Songs aus dem Keller statt aus dem Kuhstall.

Mehr Birthday Party und Murder City Devils als moderne Einflüsse, irgendwo zwischen London und Seattle. Und sogar oft etwas frischer und unverkrampfter als viele Bands, die man von der Ecke sonst so in besetzten Kellern sieht. Dabei bei wirken die Songs aufrichtig und rockig. Vertracktes Tanzen so quasi, genau so direkt wurden die durchaus eingängigen Songs auf die Platte geschmissen. Roh, etwas schrammelig aber genug dick um auch verwöhnte Ohren zu befriedigen. Den Witz macht bei solcher Musik ja neben den Songs vor allem auch die Attitüde aus und die stimmt mit ihrer schnoddrigen Aggressivität definitiv.

Eine vollkommen gelungene Überraschung einer mir unbekannten Band bringt enorm stilvolle Rockperlen mit der richtigen Haltung und den richtigen Posen. Empfohlen!

Die LP ist schön gestaltet und auf 300 Exemplare limitiert, für die, welche die verpassen gibt es auch eine CD und Download-Version.

(by reto - www.pitfire.net/)

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Silver Dolls

s/t 2011

Die Vinyl-Pressung der selbst betitelten Scheibe der SILVERDOLLS ist auf 300 Einheiten limitiert. Wer ein Exemplar haben möchte, sollte sich also ranhalten. Dass die Deggendorfer ihrem dritten Longplayer keinen Titel mitgegeben haben, liegt wohl daran, dass sich der Vierer mit einem neuen Gitarristen und nach einer kleinen Kreativpause zurück meldet. Von einem Neustart lässt sich demnach durchaus sprechen, obwohl die Niederbayern stilistisch unverändert weiter machen. Rock’n’Roll lautet das Motto der Stunde. Mal geht es kratzig und garagig zugange, mal huldigen die Süddeutschen dem Punk oder zeigen sich etwas hibbliger und vertrackter orientiert. Im Grunde gehen die SILVERDOLLS aber zumeist straight nach vorne und spielen sich intuitiv, lauthals und spritzig durch ihre Songs. Zehn Tracks finden sich auf der dritten Platte der Deggendorfer, die in ihrem Punk’n’Roll voll und ganz aufgehen. Es ist die reduzierte, berechenbare Anlage, die für Authentizität und den erdigen Charme sorgt. Deshalb stört es auch nicht, dass sich die vier Niederbayern entlang bekannter Klischees und Strickmuster durch ihr Material spielen. So ist es schließlich gesichert, dass die SILVERDOLLS bestens wirbeln können, ihre Songs effektiv wüten und dank ihrer schroff-melodischen Grundhaltung bestens ins Ohr gehen.

Rating: 7/10 Sternen

(by Arne - www.music-scan.de)